Schatten zu Licht & Kleinstrukturen

Trittsteingärten

Im ersten gemeinsamen «Wildegärten»-Einsatz des Jahres haben wir gut geholzt und das Material zu Kleinstrukturen und einer Beet-Absperrung verarbeitet.

Der Trittsteingarten neben dem Kispi-Neubau ist inzwischen angewachsen zu einem ganzen Trittsteinareal! Insgesamt 5 Gartenparzellen mit über 800qm Fläche und 4 verschiedenen Pächterinnen haben sich im letzten Jahr zusammengeschlossen, um in ihren wilden Gärten Biodiversitätsoasen zu schaffen.

Die «Wildegärten», wie wir sie nun nennen, sind geprägt durch einen grossen Baumbestand, der sie teilweise zu regelrechten Waldgärten macht. Der viele Baumschatten und das satte Unterholz machen sommers wie winters ein ganz wunderbares Klima, schützen sie doch zum einen vor grosse Hitze und bieten zum anderen schneidenden Winterwinden und -temperaturen die Stirn. Überwinternde Vögel finden dort Nahrung und Unterschlupf und die Winterschläfer wie Insekten, Blindschleichen und Kröten finden viele Versteckmöglichkeiten, in denen sie friedlich vom Frühling träumen können.

Frisch aus dem Winterschlaf erwachte Kröte in den «Wildengärten»

© Petra Tipaldi

Doch da einige Bereiche dieses Areals über längere Zeit völlig unangetastet waren, gibt es auch viel zu tun. Hier und dort ist das Unterholz gar zu dicht und manche Stelle, die eigentlich Lichtung sein müsste, ist von Bäumen überschattet. Zum Start ins Gartenjahr haben wir deshalb fleissig geholzt, um eine dieser Lichtungen wieder freizulegen.

Der imposante Ahornbaum am Gartenrand hat über viele Jahre fleissig für Nachkommen gesorgt, die fast im gesamten Areal verteilt sind. Zwei dieser Nachkommen beschatteten einen weiter vorne liegen Gartenbereich stark und mussten nun weichen für mehr Licht. Wir haben jedoch lediglich den oberen Teil der beiden Bäume gefällt. Die Stämme haben wir stehen lassen und geringelt, ihnen also im unteren Stammbereich die Nährstoffbahnen gekappt, damit sie nicht wieder neu austreiben. Sie sollen zu wertvollen Totholzstämmen werden.

Dieser von Weiden und Ahorn beschattete Bereich soll heller werden.

Weiteren dichten Schatten verursachten zwei Weiden, die mit ihren nachgiebigen Trieben von dem späten Schnee vor zwei Jahren regelrecht in die Waagerechte gedrückt worden waren. Statt sich nach dem Schnee wieder aufzurichten, wuchsen sie seitdem schräg weiter. Beide Weiden haben wir deutlich gekürzt und wollen sie im Laufe der nächsten Jahre zu Kopfweiden erziehen. Diese sind nicht nur sehr wertvoll für z.B. nistende Vögel, sondern auch vergleichsweise einfach zu pflegen. Eine der Weiden haben wir tiefer abgeschnitten, als die andere und das abgeschnittene Stück Stamm wieder in den Boden gesetzt. Weiden sind recht widerstandsfähig und wir hoffen, dass dieses Stammstück bewurzeln und zu einer dritten Weide anwachsen wird. So könnte mit der Zeit eine Art lebende Kleinstruktur aus drei Kopfweiden entstehen, die nicht nur schönes dichtes Geäst zum Verstecken bietet, sondern auch dank zeitlich versetztem Schnitt jedes Jahr blühen kann, denn Weiden blühen erst am zweijährigen Holz.   

Durch den Rückschnitt der Weiden bekommt der Tierlibaum (Kornelkirsch) nun viel mehr Licht und Platz.

Bei diesem Einsatz fiel natürlich eine Menge Schnittgut an, welches wir zum Bau von Kleinstrukturen nutzen konnten. Mit dem dickeren Schnittgut haben wir direkt zwischen den abgesägten Ahornstämmen eine stabile Holzbiege errichtet. Das Schnittgut der Äste und Zweige haben wir zu einem grossen Asthaufen geschichtet. Einige Weidenzweige haben wir zudem zu einem Miniatur-Zaun verflochten, der im vorderen Gartenbereich nun eine schöne Moosfläche abgrenzt, die im Sommer komplett mit Brennnesseln bewachsen ist. Diese Moosstruktur ist über Jahre im Zusammenspiel mit den stabilen Brennnesselstängeln entstanden und beherbergt im Sommer fast immer Hummelnester, während sich an den Brennnesseln Schmetterlingsraupen dick und rund fressen, bevor sie sich einen Platz zur Verpuppung suchen. Allerdings ist dieses Moosbeet so filigran, dass es beim Drauftreten sofort um bis zu 10 cm absackt. Höchste Zeit also, es mit einer kleinen Abgrenzung vor versehentlichen Fusstritten zu schützen!

Unter dem Asthaufen legten wir zunächst ein Igelversteck an.

Der kleine Weidenzaun schützt diese wertvolle Hummelstruktur vor Fusstritten.

Immer wieder bekommen wir bei der Arbeit in den «Wildegärten» tatkräftige Unterstützung von Mitgliedern der Sensengruppe, der Naturschutzgruppe Wynegg und von NimS. Insgesamt sechs Helfer haben an diesem Einsatz mitgewirkt. Angeleitet von Jonas Landolt haben wir geschnitten, geschleppt und gebaut und dabei nicht nur viel Bewegung an der frischen Luft, sondern auch eine gehörige Portion Spass abbekommen. Ein wahrlich gelungener Start in die diesjährige Gartensaison der «Wildegärten».

Text: Jasmin Jansen
Fotos (sofern nicht anders vermerkt): Christine Dobler Gross

Fertig! Statt Schatten gibt es hier nun viel Licht und neue wertvolle Kleinstrukturen.
Frühling in den “Wildegärten”

© Jasmin Jansen

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