Endlich ein adäquates Mähregime
Burghölzli-Projekt
Die Fläche zwischen der Südstrasse und dem Nebelbach beschäftigt uns seit fast 10 Jahren. Nun kommen wir einer nachhaltigen und biodiversitätsfreundlichen Lösung näher.
Der Nebelbach ist der bedeutendste Teil der Blaugrünen Infrastruktur in unserem Perimeter. Er ist Lebensraum für etliche Arten und verbindet gleichzeitig als Grünzug mehrere Trittsteine miteinander. Ausgerechnet an der Stelle mit am meisten umgebendem Grünland waren die Bedingungen allerdings nicht ideal. Einerseits war der Bachlauf stark beschattet und dadurch beispielsweise als Lebensraum für Libellen nicht geeignet, andererseits wuchs am Rand sehr viel invasiver Japanischer Staudenknöterich.
Bei den dürren Stängeln handelt es sich um Japanischen Staudenknöterich im Jahr 2012. Foto: Andrea De Micheli
Ein Herbizideinsatz im Rahmen nationaler Bekämpfunfsversuche gegen den Japanischen Staudenknöterich 2012 zeigte Wirkung. Foto aus dem Mai 2013: Andrea De Micheli
Um die Beschattung zu verringern wurden im Frühling 2015 durch den Verein Grünwerk drei grössere Eschen gefällt.
Fällaktion im Frühling 2015.
Im Herbst 2017 wurde dann ein Grossteil des Japanknöterichs ausgebaggert. Das ist die einzige wirklich wirksame Methode gegen diese sehr hartnäckige Art. Ganz getilgt ist der Knöterich allerdings noch nicht: Eine Pflanze wurde unter dem Asphalt nicht ganz erwischt und auch am Bach wächst im untersten Teil immer noch etwas Japanknöterich. Die ausgebaggerte Fläche wurde mit Wandkies aufgefüllt und eine Blumenwiese wurde eingesät. Da es sich um Landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) handelt, ist bei Grün Stadt Zürich die Landwirtschaft und somit der Juchhof für die Bewirtschaftung der Fläche verantwortlich. Der Juchhof liegt allerdings mehr oder weniger auf der anderen Stadtseite in Altstetten auf der Höhe der Kläranlage Werdhölzli. Zur Bewirtschaftung dieser kleinen Fläche müssen die Juchhof Mitarbeitenden also quer durch die Stadt fahren. Ein ökologischer Blödsinn! Die Bewirtschaftung erfolgte dann auch nicht ganz in unserem Sinn: Ein- bis zweimal pro Jahr wurde die Wiese ratzeputz inkl. Hochstaudenflur gemäht.
Weder Rückzugsstreifen noch ein Krautsaum wurden stehen gelassen.
Aus unserer Sicht war die Situation also aus zweifacher Sicht ökologisch suboptimal, weshalb wir anboten, die Pflege der Fläche zu übernehmen. Da es sich um eine städtische Parzelle handelt und somit aus unserer Sicht die Stadt für die Biodiversitätsförderung aufkommen müsste (siehe Box), wollten allerdings wir für die Pflege eine Entschädigung, die die Finanzierung einer professionellen Anleitung der Freiwilligen bei den Einsätzen deckt. Für das Jahr 2023 konnte diesbezüglich eine Lösung gefunden werden. Das Ziel müsste aus unserer Sicht aber sein, dass Naturschutzvereine wie wir, für die sehr wichtige und differenzierte Pflege von städtischen Grünflächen langfristige Pflegeverträge erhalten können. Wir bleiben dran und versuchen im Hintergrund auf politischem Weg dieses Problem anzugehen.
Im Jahr 2023 “durften” wir die “Knötiwiese”, wie wir sie nennen, nun also bewirtschaften. Wie üblich, teilten wir den ersten Schnitt auf drei Teilschnitte auf: Ein Frühschnitt anfangs Mai auf mehreren Teilflächen, ein Schnitt anfangs Juni und einer Ende Juni. So entstand eine schön gestaffelte Nutzung mit einem immer vorhandenen Blütenangebot. Anfangs Oktober fand dann der Emdschnitt statt, bei dem ca. 80 Prozent der Fläche gemäht wurde. Der Rest bleibt als Überwinterungshabitat stehen. Die Verantwortung für die Bekämpfung des Japanischen Staudenknöterichs liegt weiterhin bei Grün Stadt Zürich. Es laufen Versuche ihn mit Elektrizität zu beseitigen. Bisher mit mässigem Erfolg.
Herzlichen Dank an die Helfer:innen am Einsatz und dem Unterhaltsteam von Grün Stadt Zürich für den Abtransport des Schnittguts.
Fotos: Arno Gross, Jonas Landolt und Christine Dobler Gross
Text: Jonas Landolt
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Lieber Jonas
Auf dem SBB-Areal gab es zwischen 1992 und 2002 etliche grossflächigen Knöterichbestände in unmittelbarer Gleisnähe. Heute sind es höchsten noch Einzelpflanzen, die aus “vergessenen” Rhizomstücken erneut keimen.
Was erfolgreich war:
1. Gifteinsatz im richtigen Zeitpunkt (… ja leider!) bei Einzelpflanzen direkt in die Stängel, bei flächigen Beständen auch flächig. War teilweise ein 2. Mal notwendig. Der Bestand war alt und robust!
2. Konsequente Überwachung. Konsequente sofortige Bekämpfung aller Neuaustriebe.
3. Grosse Aufmerksamkeit bei Bauten auf (ehemaligen) Knöterichstandorte und strikes Verbot von Materialaustrag.
Heute ist das Areal soweit knöterichfrei. Karin Sartori ist im Bild.
Liebe Regula
Vielen Dank für deine Rückmeldung! Ich bin zuversichtlich, dass der Knötibestand auf der Fläche verschwinden wird und wir die Wiese umtaufen können. 🙂
Vorderhand ist aber noch Grün Stadt Zürich für die Bekämpfung verantwortlich.
Beste Grüsse
Jonas