Die Artenvielfalt im Siedlungsraum ist höher als man denken würde! Mitten in der Betonwüste gibt es immer wieder Biodiversitätsoasen. Leider sind diese Oasen oft schlecht miteinander vernetzt. Aus diesem Grund hat der Verein NimS mit der Unterstützung des WWF Zürich das Trittsteingartenprojekt gestartet. Das Ziel des Projekts ist, ein Netz von Gärten zu sichern und entstehen zu lassen, damit die Tiere zwischen den Oasen Trittsteine finden und zirkulieren können.
Aus Sicht der Vögel, Wildbienen, Igel, Eidechsen und Schmetterlinge gibt es im Siedlungsraum unterschiedlich wertvolle Flächen. Wo lässt es sich brüten, überwintern, Nahrung und Deckung finden? Ist es für ein Igelmännchen auf Partnersuche möglich, ohne unüberwindliche Barrieren von einem Garten zum andern zu gelangen? Findet die hungrige Hummelkönigin genügend Futter, wenn sie nach der Überwinterung aus ihrem Erdloch krabbelt? Wie weit muss eine Eidechse rennen, bis sie wieder ein katzensicheres Versteck findet? Gibt es für die Glockenblumen-Scherenbiene genügend Glockenblumen, um ihre Nachkommen zu versorgen? Wo findet der Zaunkönig einen grossen Asthaufen zum Nisten? Findet der Aurorafalter einen Kreuzblütler, um daran seine Eier abzulegen?
Das Wildbienenparadies ist eine der Oasen, welche wir gerne besser vernetzen möchten.
Lebensräume schützen und schaffen
Seit einigen Jahren arbeitet NimS zusammen mit verschiedenen Akteuren um den Burghölzlihügel an der Sicherung und Aufwertung der Lebensräume für verschiedenste Tierarten. Darunter sind auch schweizweit bedrohte Arten wie der Feuersalamander. Auf öffentlichem Gelände, wo wir unter anderem von Grün Stadt Zürich unterstützt werden, konnten wir schon viele Massnahmen umsetzen und tolle Lebensräume schaffen. Aber diese Gebiete liegen oft zu weit auseinander. Es sind Oasen in der Stadtlandschaft. Vielfach ist das fürs Überleben notwendige Wandern und Zirkulieren zwischen Lebensräumen für «Oasenbewohner» erschwert oder lebensgefährlich.
Igel brauchen barrierefreie Wanderwege!
Trittsteingärten vernetzen die Oasen
Deshalb startet NimS dieses Jahr mit einem neuen, vom WWF Zürich unterstützten Projekt, das zum Ziel hat, die bereits bestehenden, wertvollen Lebensräume besser zu vernetzen. Das gelingt, wenn die Tiere auch zwischen den Inseln geeignete Flächen vorfinden. Es braucht deshalb private Gärten als «Trittsteine», wir nennen sie Trittsteingärten! Sie bieten für verschiedene Arten Brut- und Überwinterungsplätze, ein vielfältiges Nahrungsangebot und sichere Verstecke für Tiere auf Wanderschaft. Trittsteingärten zeichnen sich aus durch eine mehrheitlich naturfreundliche Gestaltung, Nutzung und Pflege.
Ein Trittsteingarten muss mindestens 5 der folgenden 8 Kriterien erfüllen:
- 5 einheimische Sträucher
- 2 Quadratmeter Blühflächen mit vorwiegend einheimischen Blumen
- 3 Kleinstrukturen gemäss Flyer Kleinstrukturenlehrpfad
- 1 alter, einheimischer Baum
- Igeldurchgängigkeit an mindestens 2 Stellen im Garten (siehe dazu «vernetzte Gärten für Igel» von NimS)
- kein Einsatz von Mährobotern und Fadenmähern
- keine nächtliche Dekobeleuchtung im Garten
- kein Einsatz von Insektziden, Herbiziden, Fungiziden
Der Trittsteingartenflyer kann hier heruntergeladen werden.
Ein Trittsteingarten ist nicht nur für Tiere, sondern auch für uns Menschen ein toller Lebensraum.
Jeder Garten eignet sich!
Um diese Trittsteingärten im Quartier zu finden, brauchen wir Sie, liebe Gartenbesitzer*innen. Wir starten mit sieben bereits bestehenden Trittsteingärten im Quartier und hoffen, viele von Ihnen zum Mitmachen zu bewegen. Lassen Sie Ihren Garten zu einem Trittsteingarten werden! Mit Ihrem Trittsteingarten werden Sie Teil eines grösseren Netzwerkes und tragen entscheidend dazu bei, die Biodiversität im Quartier weiter zu stärken und das Zirkulieren verschiedener Tierarten zwischen den wertvollen Flächen zu erleichtern. Hierbei können auch Balkone einen wichtigen Beitrag leisten. So können wir gemeinsam, mit einfachen Mitteln, den Verlust der Artenvielfalt stoppen und die lokalen Tierpopulationen stärken. Oft reichen ein paar Massnahmen im eigenen Garten, um für die Tiere einen grossen Unterschied zu erzielen.
Hier entsteht ein Trittsteingarten.
Gartenberatungen
Gerne helfen wir Ihnen dabei, für Ihren Garten passende Lösungen zu finden. Wir wissen inzwischen ziemlich genau, welche Tiere in diesem Perimeter wo vorkommen und was wo Sinn macht. Gerne können Sie sich für eine Gartenberatung bei uns melden! Falls Sie keinen eigenen Garten haben: helfen Sie mit, als Trittsteingarten-Botschafter*in, Leute mit Garten oder Liegenschaftsverwaltungen für die Idee zu gewinnen!
Wildpflanzen auswählen und beziehen
Auf floretia.ch erhalten Sie passend zu den Standortbedingungen ihres Gartens eine Auswahl an Wildpflanzen. Für die gewünschten Pflanzenarten können Sie zudem eine Liste mit verschiedenen Bezugsmöglichkeiten herunterladen.
Nachfolgend stellen wir einige Dokumente zur Verfügung, welche bei der Gartengestaltung helfen können.
Merkblatt "Bahn frei für Igel" (PDF)
In diesem Dokument wird aufgezeigt, welche Hindernisse Igel überwinden können und welche nicht.
Igeltunnel zur Vernetzung (PDF)
Wenn Zäune Gärten verschliessen, kann durch einen Igeltunnel ein Durchgang geschaffen werden.
Balkonbepflanzung (PDF)
Auf dem Balkon blühend durchs Jahr. Eine Auswahl ökologisch wertvoller Blumen für den Balkon.
Kleinstrukturen (PDF)
Das Faltblatt des Kleinstrukturenlehrpfad auf der Wynegg gibt Tipps für den eigenen Garten.
Einheimische Heckenpflanzen (PDF)
Ein Merkblatt der Agridea, welches einheimische Sträucher mit Bildern vorstellt.
Heckensträucher (PDF)
Infoblatt der Stiftung SWO, welches den Nutzen der Heckensträucher für verschiedene Tierarten beschreibt.
Infoblatt Darksky (PDF)
Tiere bevorzugen ein dunklen Garten!
Trittsteingärten um den Burghölzlihügel
Legende
Das Trittsteingartenprojekt wird durch den WWF Zürich unterstützt.
Impressionen aus Trittsteingärten
Beobachtungen aus Trittsteingärten
Blogberichte aus Trittsteingärten
Hier könnt ihr in verschiedene Trittsteingärten reinschnuppern und bekommt einen Eindruck, was die GärtnerInnen für die Tiere erstellt haben.
Von Haubenmeisen und Holzbienen
Totholzstämme im Garten sind alles andere als nur totes Holz. Es sind wertvolle Lebensräume.
Aufwertung Wilde Gärten
Der Trittsteingarten hat Zuwachs bekommen und es gibt viel zu tun. Mit Beginn des Gartenjahres haben wir einem dunklen Bereich zu neuem Licht verholfen.
Trittsteingärten 2022
Ökologisch wertvolle Gärten ermöglichen artenreiches Leben und schaffen gleichzeitig Orte um Natur zu erleben, sowie kennen und schätzen zu lernen.
Regulas Trittsteingarten – Wildbienen-Sandlinse
Unsere Trittsteingärtnerin Regula Hug zeigt wie man das Nistangebot für bodennistende Wildbienen fördern kann.
Regulas Trittsteingarten – Vögel im Winter
Unsere Trittsteingärten sind ein wichtiger Ort für die Insekten und Vögel, an denen wir uns auch im Winter erfreuen.
Wir freuen uns über Ihre Nachricht
Haben Sie Interesse am Projekt mitzuwirken? Melden Sie sich unter info@natur-im-siedlungsraum.ch!
Aktuelles
Trittsteingartenprojekt 2021
Was in unserem Trittsteingartenprojekt letztes Jahr alles geschah, geschrieben und gefunden wurde.
Lasst den Garten noch etwas ruhen!
Kaum lassen milde Tage den Frühling erahnen, beginnen Laubbläser zu dröhnen und das schützende Laub wird hinweg geschleudert.
Wo zu viel Fleiss schadet
Im Herbst begegnen wir in unsern Gärten den letzten Radnetzspinnen, die noch immer regelmässig ihre Netze flicken, um Beute zu machen. Die meisten haben aber bereits für Nachwuchs gesorgt und ihre Kokons in den Pflanzen versteckt. Ihnen droht nun Gefahr von uns GärtnerInnen!
Ueberwinterungsorte
In einem bewusst gestalteten und nicht ausgeräumten Garten können viele Tiere den Winter verbringen: seis als Larve, Puppe, Ei oder als ausgewachsenes Tier.