Vielfältige Nistweisen
BodennisterBodennister
Der Grossteil der Wildbienen – nämlich fast 70% der mitteleuropäischen Arten – legen ihre Nester in selbstgegrabenen Gängen im Erdboden an oder sind als Brutparasiten (Kuckucksbienen) abhängig von bodennistenden Wirtsarten. Sie besiedeln offene Bodenstellen an sonniger Lage und haben artspezifische Vorlieben bezüglich Bodenneigung, Bodenbewuchs und Bodensubstrat.
Bodenneigung
Die meisten Arten graben sich an ebenen bis geneigten Stellen senkrecht in den Boden, beispielsweise in einem lückig bewachsenen Rasen oder an einer mageren Böschung. Spezialisierte Arten besiedeln Steilwandstrukturen wie Erdabrisskanten an einem steilen Hang, wo sie sich waagrecht ins Erdreich graben.
Bodenbewuchs
Bodennister benötigen offenen Boden, der nicht zu stark überwachsen und beschattet ist. Manche Arten nisten an komplett vegetationsfreien Stellen ohne jegliche Deckung, andere lieber etwas versteckter zwischen lückiger Vegetation. Offene Bodenstellen entstehen an nährstoffarmen Standorten (magere Wiesen, Kies- oder Sandflächen), durch natürliche Abtragung (Erosion am Hang) oder durch regelmässige Störungen (auf einer Weide, am Wegesrand oder im Gartenbeet).
Bodensubstrat
Der Nistplatz muss trocken sein, feuchte und stark humose Böden werden kaum besiedelt. Das Substrat soll gut grabbar und gleichzeitig stabil sein. Stark lehmige Böden werden zu hart und sehr locker-sandige Böden bergen Einsturzgefahr bei den Nistgängen. Alles dazwischen ist für die meisten unspezialisierte Arten gut geeignet. Spezialisten unter den Bodennistern benötigen (lehmigen) Sand oder Löss als Nistsubstrat.
Fördermassnahmen
Offene Bodenstellen erhalten und fördern.
Viele bodennistende Wildbienen fallen kaum auf, da sie mit nur 4-5 mm Körperlänge erstaunlich klein sind oder nur einzeln an gut versteckten Stellen nisten. Mit etwas Geduld und Geschick beim Beobachten finden sich im Naturgarten aber an diversen Stellen Nistplätze von Bodennistern. Ein kleinräumig, divers und extensiv genutzter Garten bietet den Bodennistern zahlreiche Möglichkeiten, die es zu erhalten gilt:
- lückig bewachsene Wiesen, Rasen und Böschungen
- offener Boden an Wegrändern, auf wenig genutzten Wegen oder entlang von Mauern und Wänden *
- Blumen- und Gemüsebeete, oft im weniger gestörten und unbepflanzten Randbereich
- Abrisskanten an Böschungen
- offener Bodenzugang in Zwischenräumen unverfugter Gehwegplatten, Trockenmauersteinen oder Kräuterspiralen
- locker bewachsene Blühflächen auf kiesig-sandigem Substrat
* Viele offene Bodenstellen entstehen erst mit der Störung durch den Menschen. Das gelegentliche Betreten offener Bodenstellen trägt zur Offenhaltung des Bodens bei und schädigt Wildbienennester kaum.
Nisthilfen für Bodennister
Bodennistplätze können an geeigneten Standorten (trocken und sonnig) auch bewusst geschaffen werden:
- Stellenweise Abtragen der Vegetationsschicht
- Schaffen kleiner Steilwandstrukturen durch Abstich am Hang
- Anlegen von Sand- und Kiesflächen mit wenig oder gar keinem Bewuchs.
- Sandnisthilfen mit speziellem Wildbienensand anlegen. Solcher Sand ist dank einem NimS-Projekt nun abgepackt in 15l Säcken an ausgewählten Standorten erhältlich. Weitere Infos und Anleitung.
Impressum:
Texte: Philipp Heller
Mitarbeit: Kiki Velychko, Jonas Landolt, Christine Dobler Gross
Fotos: Christine Dobler Gross, Philipp Heller, Albert Krebs, Jonas Landolt
Weitere Informationen:
Wildbienen im Blog
Neue Wildbienennisthilfen im Botanischen Garten Zürich
Im Botanischen Garten der Universität Zürich wurde mit unserer Hilfe das Angebot an Nistgelegenheiten für Wildbienen überarbeitet und präsentiert sich jetzt in neuem Glanz.
Artikel Kontacht 2023
Im Jahr 2023 wurden 4 Artikel von NimS im Kontacht veröffentlicht. Hier können Sie diese nachlesen.
Regulas Trittsteingarten – Wildbienen-Sandlinse
Unsere Trittsteingärtnerin Regula Hug zeigt wie man das Nistangebot für bodennistende Wildbienen fördern kann.