Vielfältige Nistweisen

Morscholz- und Markstängelnister

Morschholznister    

Einige Wildbienenarten nagen selbst Gänge in morsches Holz, um darin ihr Nest anzulegen. Eine dieser Arten ist die besonders auffällige Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea). Sie ist regelmässig im Siedlungsraum zu finden, wo ihr Vorkommen an ein ausreichendes Totholzangebot in sonnenexponierten Lagen gebunden ist. Die Blaue Holzbiene und andere Morschholznister lassen sich entsprechend auch im Garten mit einem Angebot geeigneter Niststrukturen fördern.

 

Die Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) nagt Gänge ins Morschholz und legt darin Brutzellen an.

 

Nisthilfen für Morschholznister

Das geeignete Totholz:

  • vorzugsweise von Laubbäumen
  • Stammholz oder starke Äste mindestens von der Dicke eines Unterarms
  • morsch (geeignete weissfaule Stellen sind bereits etwas weich und können mit dem Fingernagel abgekratzt werden)
  • geeignetes Holz kann gratis bezogen werden, wenn alte Obstbäume gefällt oder im Sturm gefallene Bäume beseitigt werden
  • frischeres Totholz kann ebenfalls angeboten werden, wird aber erst nach einigen Jahren den geeigneten Zustand für eine Besiedlung durch Wildbienen erreichen

Der geeignete Standort:

  • an trockener und sonniger Lage
  • ganze Stämme nach Möglichkeit einzeln und aufrecht platzieren
  • kürzere Stammholzstücke oder dickere Äste in die Höhe stapeln
  • keinesfalls liegend auf feuchtem Boden, allenfalls mit einer Unterlage (z.B. Steinplatte)
  • wahlweise mit Überdachung oder an einer witterungsgeschützten Stelle wie einer Hauswand

Erhaltenswerte Strukturen für Morschholznister

Wenn bereits Totholzstrukturen im Garten vorhanden sind, sollten diese unbedingt erhalten werden. Abgestorbene Bäume und andere Totholzstrukturen dienen nicht nur morschholz- und hohlraumnistenden Bienen, sondern auch zahlreichen anderen Tieren wie Käfern, Vögeln oder Fledermäusen als Lebensraum und Unterschlupf.

 

  • Abgestorbene Bäume nach Möglichkeit komplett erhalten
  • Wenn es aus Sicherheitsgründen nötig ist, können Äste oder die ganze Baumkrone entfernt werden – ein möglichst hoher Baumstumpf sollte aber belassen werden
  • Auch im Garten verbaute morsche Balken oder Pfosten sind erhaltenswert
  • Müssen morsche Verbauungen ersetzt oder Bäume teilweise gefällt werden, sollte das Holz nicht entsorgt, sondern als Nisthilfe im Garten weiterverwendet werden
Das Totholz von Obstbäumen ist gut geeignet. Hier wurde ein ganzer Stamm wieder eingepflanzt, damit neben dem liegenden auch stehendes Totholz vorhanden ist.

Markstängelnister

Einige Wildbienen nagen ihre Gänge in das Mark abgestorbener Pflanzenstängel, ähnlich wie die Morschholznister in weissfaules Totholz. In der Natur suchen die Markstängelnister die Landschaft nach vereinzelt stehenden vertikalen Strukturen ab, bei denen es sich um tote und stehengebliebene Pflanzen handeln könnte. Für eine erfolgreiche Besiedlung benötigen die meisten Arten eine Bruchstelle, an der das Mark offen zugänglich ist.

Eine Keulhornbiene (Ceratina cyanea) hat das Mark aus dem Brombeerstängel herausgearbeitet.

Nisthilfen für Markstängelnister

Grundsätzlich können im Garten abgestorbene Pflanzenstängel über längere Zeit stehen gelassen werden. Allerdings werden die Stängel erst im Folgejahr nach dem Absterben besiedelt und müssen dann noch mindestens ein weiteres Jahr stehen bleiben, damit die Wildbienenbrut ihre Entwicklung beenden kann. Einfacher ist es, markhaltige Pflanzenstängel in Stücke zu schneiden und diese als Nisthilfe anzubieten:

  • markhaltige Pflanzenstängel z.B. von Brombeeren, Himbeeren, Heckenrosen, Königskerzen, Disteln, Kletten oder Beifuss
  • mindestens 50 cm lange Stängelstücke von der Dicke eines Daumens mit der Gartenschere schneiden
  • Stängel immer vertikal mindestens 1m über dem Boden positionieren, da dies dem natürlichen Suchbild der Markstängelnister entspricht – waagrechte Markstängel werden nicht besiedelt
  • Stängel frei exponiert anbieten, z.B. an einen Zaunpfahl gebunden
  • Stängel sowohl gebündelt als auch vereinzelt anbieten – manche Arten nutzen nur einzeln stehende Stängel

Impressum

Texte: Philipp Heller
Mitarbeit: Kiki Velychko, Jonas Landolt, Christine Dobler Gross
Fotos: Christine Dobler Gross

Beispiele von Morschholz und Markstängelnistern