Projekt
Burghölzli
Wie gross ist der Wert einer Fassadenbegrünung für die Biodiversität?
Im Rahmen eines Auftrags von Grün Stadt Zürich konnte unser Geschäftsführer Jonas Landolt mit seiner Firma inatura.ch GmbH dieser Frage am Beispiel des Triemlispital-Hochhauses nachgehen.
Fassadenbegrünungen leisten einen wichtigen und wertvollen Beitrag zur Kühlung des Stadtklimas und werden immer wieder als Instrument zur Förderung der Biodiversität angepriesen. Zur Kühlungsleistung gibt es bereits diverse Untersuchungen. So zeigte eine Wirkungsanalyse beispielsweise, dass die tatsächlich empfundene Temperatur bei Tag in einem Wirkbereich von 4-14m durch die Fassadenbegrünung um bis zu 6.6 °C gesenkt werden kann.
Zum positiven Effekt einer Fassadenbegrünung auf die Biodiversität gibt es hingegen unseres Wissens noch keine Untersuchungen. Zwar wird das immer wieder propagiert, aber entsprechende Daten wurden bisher nicht erhoben. Im Jahr 2023 konnte Jonas Landolt an der Fassadenbegrünung des Triemlispitals eine Erhebung der Biodiversität durchführen. Sein ausführlicher Bericht kann hier heruntergeladen werden.
Eine Fassadenbegrünung stellt eine wertvolle Ergänzung zur Umgebungsbegrünung dar, ersetzt eine vielfältige und naturnahe Umgebungsgestaltung allerdings nicht!
Diese zusammenfassende Aussage lässt sich gut anhand der Wildbienen illustrieren: Von 44 in der Umgegung vorkommenden Arten nutzten nur 13 Arten die Fassadenbegrünung. Allerdings wurde eine Art, die Grünglanz-Schmalbiene (Lasioglossum nitidulum), nur an der Fassadenbegrünung gefunden und gerade für Hummeln bot die Fassadenbegrünung in den sonst blütenarmen Hochsommer-Wochen eine wichtige Nahrungsquelle. Insbesondere spielte die Unterbepflanzungen in den Töpfen eine wichtige Rolle für die Wildbienen.
Bei den Schwebfliegen zeigte sich ein ganz anderes Bild: Die Hälfte aller Schwebfliegenarten wurde nur an der Fassadenbegrünung gefunden. Im Unterschied zu den Wildbienen ist bei Ihnen etwas weniger klar, weshalb sie sich an der Fassadenbegrünung aufhielten.
Sowohl die Schwebfliegen, als auch die Wildbienen wurden, sofern es für die Bestimmung nötig ist, gefangen und in stundenlanger Arbeit unter dem Binokular bestimmt.
Welche Faktoren den Wert einer Fassadenbegrünung beeinflussen, kann mit dieser Untersuchung nicht abschliessend geklärt werden. Entscheidend ist auf jeden Fall, dass ein möglichst diverses und kontinuierliches Blütenangebot entsteht. Man sollte Pflanzenarten verwenden, die von Blütenbesuchern und weiteren Insekten genutzt werden können, also keine gefüllten oder nektar- und pollenlose Blüten besitzen. Tendenziell können einheimische und südosteuropäische Arten von unserer Fauna besser verwendet werden als exotische Arten. Allerdings ist die Auswahl einheimischer Arten, die sich für die Fassadenbegrünung eignen, beschränkt. Das Thema Fassadenbegrünung wird uns in den kommenden Jahren und dem sich weiter erwärmenden Klima noch stark beschäftigen. Insofern wäre es sehr wünschenswert, wenn analog zum Biodiversitätsindex für Stadtbäume auch ein Biodiversitätsindex für Pflanzen der Fassadenbegrünung erstellt würde.
Wir werden auf jeden Fall an diesem Thema dran bleiben und gegebenenfalls von neuen Erkenntnissen berichten. Wer diese nicht verpassen möchte, abonniert am besten unseren Newsletter am Ende dieser Seite.
Zum Schluss noch ein paar Beispiele von Fassadenbegrünungen. Darunter sind auch solche, die heute nicht mehr zu empfehlen sind, weil die Arten unterdessen als invasive Neophyten eingestuft werden (z.B. Henrys Geissblatt):
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Wir möchten uns ganz herzlich für die Spenden der Pflanzenfreund-Abonnent:innen bedanken!
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