Im Jahr 2024 führte das Projekt StadtWildTiere eine Untersuchung zur Igelpopulation in der Stadt Zürich durch. Dabei wurde das Stadtgebiet in kleine Quadrate aufgeteilt, die von Freiwilligen mithilfe von Spurentunneln untersucht wurden. Auch NimS war Teil dieser Aktion und beprobte den Perimeter Hottingen.

Rückgang der Igel

Die Lebensbedingungen der Igel haben sich in den letzten fünfzig Jahren stark verändert. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft und den Rückgang natürlicher Strukturen sind Igel in der offenen Kulturlandschaft immer seltener geworden. Der Igel musste sich daher immer mehr ins Siedlungsgebiet verschieben und fand einen neuen Lebensraum in naturnahen Gärten und Parkanlagen.

Gemäss einer Studie der Forschungsgemeinschaft SWILD im Projekt StadtWildTiere sind die Igelpopulatione in Zürich seit 1992 um 40 % zurückgegangen. Diesen starken und beunruhigenden Rückgang führte dazu, dass der Igel 2022 in der neuen Roten Liste der Säugetiere der Schweiz als „potenziell gefährdet“ eingestuft wurde. Die Igelpopulationen der Stadt Zürich müssen daher zwingend weiterhin beobachtet und Igel gezielt gefördert werden.

Igelmonitoring mit Spurentunneln- So funktioniert’s.

Zur Untersuchung wurden pro Beprobungsperimeter zehn Standorte bestimmt. Diese Standorte wurden fünf Tage und fünf Nächte mit Spurentunneln beprobt.

Die Methode ist einfach und effektiv: In der Mitte des Spurentunnels wird ein Schälchen mit Futter (Katzenfutter und Mehlwürmer) platziert. Auf beiden Seiten des Futters wird mit einem Pinsel eine Mischung aus Graphit und Pflanzenöl aufgetragen. Diese schwarze Farbe ist komplett unbedenklich, wenn sie in Berührung mit Wildtieren und der Umgebung kommt. Neben den beiden Farbstreifen wird je ein weisses A4 Papier befestigt. Wenn ein Igel also das Futter erreichen will, läuft er über die Farbe und hinterlässt Fussspuren auf dem Papier. Diese Blätter werden täglich eingesammelt und analysiert, bevor frisches Futter, neue Farbe und neue A4-Papiere ausgelegt werden.

Im Spurentunnel befindet sich eine Unterlage mit Futter, Farbe und befestigten A4-Blättern. Die Unterlage kann einfach aus dem Tunnel gezogen werden, die Blätter eingesammelt werden und mit Futter, Farbe und frischen Blättern versehen werden.

Die Auswahl geeigneter Standorte ist entscheidend für den Erfolg des Monitorings. Igel bewegen sich während ihrer nächtlichen Nahrungssuche entlang von Strukturen wie Mauern, Zäune und Hecken. Der Spurentunnel sollte daher an solchen Strukturen aufgestellt und beispielsweise nicht Mitten auf einer Wiese platziert werden. Zudem muss beachtet werden, ob die Standorte für Igel zugänglich sind, denn Igel können nur Hindernisse bis zu einer Höhe von maximal 20 cm überwinden.

Viele Gärten und Parks sind von Zäunen umgeben und somit sehr schlecht zugänglich für Igel. Lösen kann man dies ganz einfach, in dem man einen Igeltunnel in die Zäune einbaut. So können sich die Igel von Garten zu Garten bewegen. Auch NimS hat einen Igeltunnel aus Holz entwickelt, denn ihr hier bestellen könnt oder eine Anleitung zum selbst bauen findet.

Ergebnisse des Monitorings

In der Stadt Zürich wurden 53 Quadrate (1x 1 km) mit Hilfe von Freiwilligen untersucht. In 47 davon konnten Igel nachgewiesen werden. Von den 302 aufgestellten Spurentunnels, enthielten 228 Tunnels (rund 43%) Igelspuren. Neben Igeln konnten auch viele andere Tiere nachgewiesen werden, häufig besuchten Katzen und Mäuse die Tunnels. Aber auch Spuren von Molchen, Spitzmäusen, Kröten, Vögel, Siebenschläfer oder Wanderratten wurden in den Tunnels gefunden. Die detaillierten Resultate des Monitorings und eine interaktive Karte der Resultate können auf der Website von StadtWildTiere angeschaut werden.

In diesem Tunnel wurden Spuren von Katze und Mäusen gefunden. Auch Schnecken zählen zu häufigen Besucher:innen.

Ein Vergleich mit dem Igelmonitoring aus dem Jahr 2017 zeigte erfreulicherweise, dass sich die Igelpopulationen in der Stadt Zürich nicht verschlechtert, sondern sogar leicht erholt haben. Dennoch bleibt es wichtig, den Igelbestand in Zürich aktiv zu fördern. Herausforderungen wie der Strassenverkehr, das Insektensterben, die zunehmende Versiegelung von Flächen, sowie unzugängliche Gärten durch Zäune und Stufen setzen den Igeln weiterhin zu.

 

Situation in Hottingen

Das Monitoring zeigte, dass die Igeldichte innerhalb der Stadt stark variiert. In einigen Quartieren wurden keine Igel nachgewiesen – so auch im Perimeter Hottingen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es in Hottingen gar keine Igel gibt. Die Beprobung fand nur einmalig an fünf aufeinanderfolgenden Tagen statt und kann somit nur einen Ausschnitt der Realität abzeichnen. Ob die Igel den Spurentunnel besuchen, hängt von vielen Faktoren ab, darunter Wetter, Standortwahl, das Vorkommen von Fressfeinden wie Dachsen, und natürlich auch ein bisschen Glück. Auf jeden Fall wird sich NimS auf Grund der negativen Ergebnisse für Hottingen vermehrt für die Förderung von Igeln im Quartier einsetzen. Beispielsweise haben wir letzten Herbst am Burgwieswaldrand eine Benjes-Knickhecke mit zwei integrierten Igelverstecken aus Ästen und Laub gebaut (siehe Blogartikel «Benjes Knickhecke»).

Text und Fotos: Florence Gilliéron

Möchtest du mehr über unsere Projekte erfahren? Melde dich beim Newsletter an.

Unsere neusten Artikel

Lengg-Hecke

Lengg-Hecke

Für Pura Verdura haben wir auf dem Lengg-Acker eine neue Hecke geplant. Gepflanzt wurde sie durch die Grünwerk-Zivis.