Projekt
Burghölzli

Wenn Sie gelegentlich in den Burghölzliwald spazieren gehen: ist Ihnen schon das sorgsam an einen andern Baum gebundene Baumstammstück mit Loch aufgefallen? Was für Sie vielleicht nach Gebastel aussieht, ist in Wirklichkeit ein geretteter Höhlenbaum – ein selten gewordener, begehrter Schlaf- und Brutplatz für eine Vielzahl an interessierten Bewohnern.

Höhlen in Bäumen entstehen natürlicherweise durch abgebrochene Äste oder durch den Zimmermann des Waldes, den Specht! Auf dem Bild vom Burgwieswaldrand sind der Schwarz- und der Buntspecht zu sehen.

Weil sie so wertvoll sind, werden solche Bäume gerne von Ornithologen für den Förster sichtbar gemacht mit einem blau aufgesprayten Specht, damit die Bäume nicht aus Versehen gefällt werden.

Im Winter 2012 suchten wir unter der kundigen Leitung von Jonas Landolt die Höhlenbäume im PUK-Wald und im Burgwies-Wald auf und markierten sie mit dem blauen Specht.

Höhlenbäume sind begehrte Schlaf- und Brutplätze, ja über 60 verschiedene Arten von Säugetieren, Vögeln, aber auch seltene Käfer, andere Insekten und Pilze bewohnen und besiedeln Höhlenbäume (Quelle: Merkblatt Höhlenbäume BirdLife).

Beispiele für grössere Höhlen sind Hohltaube, Kleiber, Dohle, Raufusskauz, Baummarder, Siebenschläfer, Eichhörnchen und Fledermäuse. In der Mulchschicht in den Höhlen entwickeln sich zahlreiche Käferarten und weitere Insekten. Kleinere Höhlen werden von verschiedenen Meisenarten, dem Trauerschnäpper und der Haselmaus bewohnt.

Doch in einem «unserer» markierten Höhlenbäume in der PUK: fliegen da nicht Bienen ein und aus?

Im Jahr 2017 hatten wir den definitiven Beweis, dass in dieser Baumhöhle schon längere Zeit Honigbienen leben. Offenbar wurde der Platz knapp, sodass die Honigwaben nach aussen gebaut wurden – keine sichere Sache….. wenige Wochen später lagen sie denn auch am Boden.

Seither ist der Baum Teil eines Forschungsprojektes für freilebende Honigbienenvölker und wird regelmässig beobachtet, ob und wann die Bienen fliegen.

Letzten Winter wurde der Baum leider Opfer eines Sturms. Nun konnten wir einen Blick in die Baumhöhle werfen und waren überwältigt, diese kunstvollen Honigwaben darin zu entdecken.

Da der Baum auf den Fussweg gefallen war, wurde er vom Förster Marc Bodmer und seinem Team sorgfältig beiseite geräumt.

Das verursachte im Innern des Stamms trotzdem eine ziemliche Aufregung unter den Bienen.

Auf unseren Wunsch hin wurde der wertvolle Teil des Baums am Rand des Weges zwischengelagert. Ob die Bienen das alles und den Winter überstehen? Wir bastelten ein kleines Rindendach über dem Loch, damit es nicht hineinregnete, mehr konnten wir nicht tun.

Einen Teil der dickeren abgesägten Aststücke der Esche schleppten wir noch vor Weihnachten an unseren Burghölzli-Pachtwaldrand. Diese wurden dort zwischengelagert, bevor wir sie im Februar weiter verwerteten.

Ende Februar, am ersten Arbeitseinsatz dieses Jahres gruben wir mit der Unterstützung unserer NimS-Helfer:innen sieben stehende Aststücke an sonnigen Plätzen unseres Pachtwaldrandes ein. Später werden wir Löcher/Gänge in das getrocknete Holz bohren, Nester für Wildbienen!

Das wertvolle Stammstück aber, das am Wegrand überwintert hatte, steht nun wieder fast am selben Ort. Der nette, junge Förster hatte veranlasst, dass sein Team ihn in einer eindrücklichen Präzisionsarbeit wieder aufstellten, an einen andern Baum lehnten und anbanden, ganz sorgfältig austariert, damit dieser Baum keinen Schaden nimmt.

Wir bedanken uns hier an dieser Stelle ganz herzlich für diese Unterstützung, unser Wunsch wurde vollumfänglich erfüllt: der Baum steht nun Baumhöhlenbesuchern und -brütern wieder zur Verfügung. Wir sind glücklich, einen solch engagierten und naturinteressierten Förster im PUK-Wald zu wissen. «Es soll ein Geben und Nehmen sein» sagte er, wir werden hoffentlich etwas zurückgeben können.

Vorerst werden wir gespannt beobachten, was sich tut am Loch oben. Nach der Aufrichtung guckte ein verwunderter Mieter heraus, der wohl nicht damit gerechnet hatte, dass er plötzlich in die Höhe gehoben wurde! Honigbienen jedenfalls waren keine zu sehen, ein Teil davon war vielleicht in seinem Magen gelandet – zumindest ihr Honig…….

Text: Christine Dobler Gross
Bilder: Christine Dobler Gross, Jonas Landolt

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